Bewegtes am Rande


Lebensraum schaffen für Offenlandarten im Landkreis Gießen  - ein vernetztes Projekt


Oder über einen vergeblichen Versuch, bürokratische Hürden zu überwinden

Ausgehend von den positiven Erfahrungen der Naturlandstiftung im Landkreis Gießen e.V. mit der Kooperation von unterschiedlichen Vereinen und Organisationen entstand die Projektidee, auf einer größeren zusammenhängenden Fläche im Offenland mit Hilfe der Schaffung eines Netzwerkes von Akteuren Habitate für bestimmte Zielarten zu verbessern. Durch die Nutzung von vorhandenen Kompetenzen in der Region wird die Arbeit von meist ehrenamtlich arbeiteten Menschen gewürdigt und es bringt längerfristig den Gewinn, dass geschaffene Strukturen auch über den Projektzeitraum hinaus tragfähig werden. Das in das Projekt investierte Geld kann so auf längere Zeit Früchte tragen.

 

Die Auswahl der Zielarten erfolgte auch unter dem Aspekt des Bekanntheitsgrades in der Bevölkerung, da dadurch emotionales Engagement gefördert werden kann. Da durch die Größe der angelegten Projektfläche eine Koordination der landwirtschaftlichen Maßnahmen unumgänglich ist, wird dabei die Zusammenarbeit zwischen den Landwirten gestärkt.

 

Da die ausgewiesene Fläche mehrere Kommunen und Gemarkungen umfasst, geht es nicht um Abgrenzung von Revieren, sondern um einen zusammenhängenden Lebensraum.

 

Durch den Bekanntheitsgrad der Zielarten besteht ebenfalls die Möglichkeit, in Schulen kleine regionale Aktionen zu steuern.

 

In der konkreten Projektplanung werden folgende Schwerpunkte genannt:

 

„Die Naturlandstiftung im Landkreis Gießen e.V. und der Jagdverein Hubertus Gießen und Umgebung e.V. planen das Projekt mit dem beispielhaft die Artenvielfalt (dazu gehören auch die klassischen Niederwildarten Rebhuhn und Feldhase) in der offenen Landschaft gefördert werden soll. Das Projekt soll die zur Verfügung stehenden Mittel der Agrarförderung des Landes Hessen (HALM) überbetrieblich koordinieren und in Bezug zur Biodiversitätsstrategie des Landes und des Landkreises setzen. Neben den beteiligten Betrieben sollen alle in der Region bereits engagierte Personen und Vereine im Bereich Naturschutz einbezogen werden. 

  • Mit dem Konzept soll die Zusammenarbeit der im Projektgebiet wirtschaftenden Betriebsinhaber mit den wichtigen Akteuren aus den Reihen der übrigen Jagdgenossen, den Jagdpächtern und den Landschaftspflege-bzw. Naturschutzverbänden gefördert werden. Im Fokus steht dabei die überbetriebliche Koordinierung der HALM-Förderung (HALM C.1 bis C.3.5 und E.2).
  • Die Landwirtschaft soll damit einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung der Biodiversitätsstrategie des Landes Hessen leisten und dies in der Region offensiv publizieren.
  • Innerhalb der Projektlaufzeit soll im Projektgebiet die Fläche geeigneter Habitatsstrukturen vergrößert und damit die Dichte der Zielarten Rebhuhn, Feldhase, Feldlerche, Steinkauz (vorläufige Zielartenliste) erhöht werden.
  • Im Einzelnen sollen dazu folgende Teilziele erreicht werden: 

a. Steigerung der Akzeptanz der Förderverfahren „Förderung besonders nachhaltiger Verfahren im Ackerbau und bei Dauerkulturen“ (insbesondere die HALM-Verfahren C.1 bis C.3.5 und E.2) durch konkrete Vorschläge für die Verortung und Gestaltung der Maßnahmen

 

b. Unterstützung in der fachlichen Weiterbildung zur Umsetzung der Maßnahmen

 

c. Schaffung von Strukturelementen auf Ackerflächen, die den Lebensraum für die Zielarten nachhaltig verbessern. Im Einzelnen kann dies z.B. durch die Anlage und vernetzte Platzierung von Blühstreifen, Acker- Blühstreifen, Ackerrandstreifen, Ackerwildkrautflächen oder Erosions- und Gewässerschutzstreifen erreicht werden.

 

d. Durch die Zusammenarbeit mit den kommunalen Trägern sollen Maßnahmenplanungen im Zuge von Kompensationsmaßnahmen mit den Zielen des Projektes abgesprochen werden.

 

e. Verwirklicht werden soll im Ergebnis ein Biotopverbundsystem mit Linearstrukturen und Trittsteinbiotoben. Zur Erhaltung oder Wiederbelebung der biologischen Vielfalt ist dabei von zehn Prozent der Fläche auszugehen. Dabei sollen neben den geförderten landwirtschaftlichen Flächen auch bereits vorhandenen Biotopstrukturen berücksichtigt werden. Diese bestehen aus Straßen-bzw. Wegrändern, Feldwegen, Gräben, Rainen, Uferstreifen, Feuchtwiesen, Streuobstwiesen, Tümpeln und vielem mehr. Werden die vorhandenen Lebensräume durch Linearstrukturen entlang der Äcker vernetzt und durch weitere Trittsteinbiotobe ergänzt, ergeben sich die Strukturen, die ein Biotopverbundsystem ausmachen.

 

Durch die Unterstützung des Landes wird dieses Projekt aufgewertet und die Bevölkerung nimmt wahr, dass durch den Zusammenschluss vieler Fähigkeiten und Kompetenzen neue Lösungsansätze zur Verbesserung der Biotope entwickelt werden können.“ (s. Projektmappe)

 

Die Projektvorlage erhielt viel Lob und Unterstützung in der Region und wurde im Rahmen einer Veranstaltung der Naturschutz-Akademie in Wetzlar dem Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vorgestellt und dort eingereicht. Eine Rückantwort über den Verbleib bzw. eine eventuelle Förderung haben die Projektinitiatoren jedoch nie erhalten. Es bleibt die Frage offen, ob auf diese Weise ein Engagement zur Verbesserung der Biodiversität wirklich gefördert werden kann.

 

 

Gabriele R. Winter 07.02.2018


Feldholzinsel in Reinhardshain verjüngt


Ein tatkräftiges Arbeitsteam machte sich daran, die Feldholzinsel, die 2004 von der Hegegemeinschaft Grünberg gepflanzt wurde, in ihrem Bestand zu verjüngen.

Burkhard Dörr, Landwirt aus Reinhardshain, stellte damals sein Land zur Verfügung. Durch die Anlage der Feldholzinsel konnte ein Ökokonto angelegt und dann Ökopunkte verkauft werden. Der Ertrag daraus wurde anschließend den Revieren der Hegegemeinschaft zur Verbesserung ihrer Biotope zur Verfügung gestellt.

Zur Verjüngung der Feldholzinsel wurde von Mitgliedern der Hegegemeinschaft ein Streifen der Gehölze in der Mitte gefällt. Die dichte Randzone blieb dadurch unverletzt.

Das anfallende Schnittgut konnte mit dem Häcksel von Landwirt Dörr sofort zerkleinert und dem Biotop wieder zugeführt werden.

Im nächsten Jahr wird eine weitere Schnittmaßnahme notwendig, damit die Saumzone weiterhin Windschutz- und Deckungsfunktion behält

Gabriele R. Winter 23.02.2019



Schutzbemühungen um bedrohte Turteltauben


Das Kooperationsprojekt des NABU Bundesverbandes und der JLU Gießen, AG Verhaltensökologie und Ökophysiologie erforscht  dazu Zugstrategien, Habitatsnutzng, Infektionskrankeiten und Nahrungsgrundlagen der Vögel

Yvonne Schumm, Doktorantin der JLU,  nahm daher mit der Naturlandstiftung Kontakt auf, um auf einem der Grundstücke der Stiftung Fangkasten und Kamera aufzustellen. Die Turteltauben wurden mit Futter angelockt und anschließend besendet.

Bereits bis zum Juni kamen so genügend Tiere zusammen, sodass nun die Daten ausgewertet werden können. Ziel des Projektes ist es, durch die Erforschung der Lebensweise der Turteltauben, Strategien für den Schutz der bedrohten Tauben ausarbeiten zu können.

Natürlich wurden durch das Nahrungsangebot auch andere Tiere an dem Fangkorb angelockt.

Wer Interesse an dem Projekt hat, findet unter dem link weitere Informationen

https://blogs.nabu.de/zugvoegel/

 

Wir wünschen Frau Schumm viel

Erfolg bei ihrer weiteren Forschungsarbeit!

 

Bilder: L.Wegner


Weidezäune können zu Todesfallen werden

Das ist nicht etwa ein Ikebanagesteck zum Muttertag, sondern diese Schnüre mussten einem Rehboch entfernt werden, der kurz vor dem Verenden war, weil er sich hoffnungslos darin verfangen hatte.

So wurde der Weidezaun nach dem Sommer zurückgelassen!

Gut wäre es, wenn Spaziergänger oder Landwirte in einem solchen Fall den Nutzer der Weide ansprechen würden. Sicher wurde der Zaun nur aus Versehen so hinterlassen.


Junger Kolkrabe in letzter Minute gerettet

Dass achtlos weggeworfene Schnüre und Draht vielen Wildtieren das Leben kosten kann, sieht man an diesem jungen Kolkraben.

Die Elterntiere hatten die Schnüre und den Draht zum Nestbau verwendet. Im Laufe der Nestlingszeit verknotete sich das Material immer mehr um den Ständer des Jungvogels.

 Heute Morgen konnte ich beobachten, wie sich der Jungvogel bei Flugversuchen hoffnungslos an einem Ast einer hohen Buche verfing. Zu retten war er so nicht mehr. Als ich nach zwei Stunden nochmals nach den Vogel sah, flatterte er immer noch hilflos in dem hohen Baum. Plötzlich löste sich jedoch seine Fessel und er stürzte zu Boden. Zusammen mit einem Helfer konnte ich dann den erschöpften Vogel fangen und von seiner Last befreien.

Gabriele R. Winter 14.06.2015


Die alte Eiche der 5 Jahreszeiten


Im Februar 2012 stellte die Naturlandstiftung zusammen mit dem Ausschuss für Naturschutz an den Kreisausschuss des Landkreises Gießen, Fachdienst Naturschutz den Antrag, diese alte Eiche am Schild in Grünberg als Naturdenkmal zu schützen.

Wir warten immer noch auf einen positiven Bescheid.

Das Gleiche gilt im übrigen auch für diese alte Buche in den Hatterswiesen im Burggemündener Weg in Grünberg.

G. Winter


Randstreifen und Wege als Kleinbiotope

Mit einer Blühmischung eingesäter Wegrand in der Gemarkung Utphe gibt Insekten und Kleinlebewesen Schutz und Lebensraum

Leider findet man aber auch oft diese Beispiele. Wegränder werden zu schnell und zu viel gemulcht.

Und ganze Wege fallen plötzlich weg.
Schade, denn jede kleine Nische ist wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen.


Den Obstkuchen wespenfrei genießen

Es kommt immer auf die Perspektive an.
Hat man Hornissen im Garten, sind bestimmt keine Wespen im Apfelkuchen. Hornissen fangen diese mit Vorliebe. Ein Hornissennest in einem Vogelkasten in der Nähe der Terrasse stellt daher für die Hausbewohner keine Gefahr dar.Im Umkreis von 50m Meter gehen sie  niemals auf Jagd; daher ruhig bleiben und auf den Winter warten. Dann stirbt das Volk ab, der Nistkasten kann gereinigt werden und steht für die neue Vogelbrut wieder zur Verfügung.

Hornissen sind friedliche und zudem nützliche Tiere, die unter Naturschutz stehen.


Kardendistel als Insektenmagnet

Kardengewächse
Kardendistel auf einer Blühfläche im 4.Jahr

Die große beeindruckende Pflanze der Kardendistel ist Bestandteil  des Saatgutes für Blühflächen. Im ersten und zweiten Jahr ist sie noch zurückhaltend. Doch bereits im dritten Jahr nach der Aussaat findet man sie verstärkt in der Fläche. Im vierten Jahr kann sie dann sogar die Oberhand gewinnen und die Fläche dominieren. Das gibt Deckung sogar für Wildschweine. Jäger beobachteten in der Nacht, wie ein Auto an einer Fläche hielt, um Pflanzen aus der Fläche zu entwenden. Als jedoch dabei dei Wildschweine aus dem Bestand kamen, ergriff der Dieb die Flucht.

 

Nicht nur Blumenliebhaber zieht die Pflanze an. Insekten besuchen sie bereits, wenn die ersten kleinen Blüten aufgehen.

 

Die Kardendistel gehört nicht zu den Disteln, sondern zu den Kardenpflanzen und war lange Zeit das Innungszeichen der Tuchmacher, da die harten Blütestände zum Aufrauhen von Wollstoffen genutzt wurde. Heute kommt die Pflanze zum Teil noch zum Einsatz bei der Herstellung von Stoffen für Billiardtische .


Gemeinsame Regeln sind wichtiger als ein Anführer

Was wir von Ameisen lernen können

Ameisen entwickeln auf Grund von der Veränderungen in ihrer Umwelt Regeln der Interaktion. Dadurch entsteht ein komplexes, anpassungsfähiges System. Um eine Aufgabe zu bewältigen, brauchen sie keinen Anführer, der ihnen sagt, wo es lang geht, wenn sie z.B. den kürzesten Weg zur Nahrung suchen. Die Kräfte, die dabei vom einzelnen Individuum ausgehen, wirken dann nicht linear, sondern nehmen Einfluss auf die gesamte Gruppe, den Schwarm. Dadurch können Ameisen Aufgaben bewältigen, die sie alleine nie schaffen könnten.

Auch Menschen nützen die Intelligenz des Schwarmes, wenn z.B. in einem Konzert das Publikum in einen bestimmten Rhythmus beim Klatschen fällt, so ist dies nicht auf Anweisung eines Einzelnen entstanden, sondern das Ergebnis der ganzen Gruppe.

 

Aber nicht nur als Forschungsobjekt für Schwarmintelligenz haben Ameisen eine Bedeutung, sondern auch als Gesundheitspolizei des Waldes. Sie halten Schädlinge kurz, verbessern den Waldboden, verbreiten Samen und nehmen eine wichtige Stellung in der Nahrungskette ein.

Daher sollte jeder Waldbesitzer glücklich sein, wenn er darin möglichst viele Ameisenhaufen der roten Waldameise findet und ein Auge auf ihren Schutz haben.

 


Der Herbstbeginn im Landkreis

G. Winter 2013