Fledermäuse auf Wohnungssuche

In gedämmten Häusern haben es Fledermäuse schwer

Dass mit Energie sparsam umgegangen werden sollte, steht außer Frage. Doch die Zunahme alter nachträglich gedämmter Häuser schränkt den Lebensbereich von Fledermäusen massiv ein. Daher müssen Alternativen für diese Tiere gefunden werden.

In vielen Gemeinden gibt es alte Hochbehälter und Vorratskeller, die nicht mehr genutzt werden. Hier lassen sich ohne viel Aufwand Winterquartiere für Fledermäuse schaffen.

In Koordination durch die Naturlandstiftung entstanden im Landkreis Gießen 2012, 2013 und 2014  neue Winterquartiere.

 


Fledermausschutz im Jahr 2014


Bestandsaufnahme in den Fledermausquartieren

Petra Gatz, Fledermausexpertin des NaBu Hessen, ließ es sich nicht nehmen, den Hochbehälter in Saasen zu inspizieren. Dort war 2012 in Kooperation mit dem Jagdverein Hubertus Gießen e.V. und der Sparkasse Grünberg ein neues Quartier für Fledermäuse entstanden. Bei der Besichtigung konnten kein aktueller Nachweis von Fledermäusen erbracht werden.

"Viele Menschen gehen da von falschen Voraussetzungen aus und glauben, dass in jedem bereit gestellten Quartier sofort die Tiere einziehen. Das braucht seine Zeit. Manchmal bleiben die Fledermäuse am Anfang auch nur kurz da und wechseln die Quartiere."

Das heißt aber nicht, dass das Bemühen umsonst war. Tiere lassen sich im Gegensatz zu Menschen nicht so leicht umsiedeln. Der Rückgang der Bestände fällt zunächst auch gar nicht so auf. Fakt ist, dass die Lebensräume auch im Zuge der energetischen Sanierungsarbeiten an Häusern weiter zurück gehen und daher Ersatzquartiere geschaffen werden müssen.

Gabriele R. Winter Frühjahr 2014

Schockierend war der zweite Teil der Inspektion. Im Brunnental konnte das neue Feldermausquartier nicht besichtigt werden, da Unbekannte versucht hatten, die Tür aufzubrechen. Dabei wurde die Tür teilweise zerstört und der Eisenrahmen so verbogen, dass auch das Schloss beschädigt ist. Im Frühjahr muss daher zunächst die Tür aufwändig repariert werden.


Neues Kooperationsprojekt mit dem Jagdverein Hubertus Gießen

Weinkeller wird zum Fledermausquartier

Warum sollte ein alter Weinkeller mit seiner gleichmäßigen kühlen Temperatur und konstanten Luftfeuchtigkeit nicht gerade ideal zum Ausbau eines Fledermausquartiers geeignet sein? Bereits in der Vergangenheit hatte der Jagdverein Hubertus Gießen und Umgebung e.V. in Kooperation mit der Naturlandstiftung im Landkreis Gießen e.V.in der Region verschiedene Quartiere für die schnellen Abendsegler eingerichtet.

 

In Zusammenarbeit mit dem Jagdpächter Volker Weller und seinem Mitjäger Thorsten Schäfer in der Gemarkung Queckborn entstand nun ein neues Winterquartier. In der Nähe der Jagdhütte hatte der ehemalige Jagdpächter Fritz Heusing Ende der 50ziger Jahre in einem Kellergewölbe ein kleines Weindepot angelegt, um am Abend nach erfolgreicher Jagd bei dem herrlichen Ausblick auf die hessische Mittelgebirgslandschaft einen guten Tropfen genießen zu können. Da der Keller heute nicht mehr genutzt wird, war er dem Verfall preisgegeben und bekommt auf diese Weise eine sinnvolle Verwendung.

 

Die finanziellen Mittel zu der Maßnahme stellte der Jagdverein Hubertus Gießen und Umgebung e. V. zur Verfügung. Unter der tatkräftigen Mithilfe und fachkundiger Beratung von Karl Höhl von der Hegegemeinschaft Grünberg konnte das Projekt umgesetzt werden. Damit die Fledermäuse sich besser an den Wänden festkrallen können, wurden im Abstand von einigen Zentimetern Verbundbretter an den Wänden montiert. Hohlblocksteine sind ebenfalls für diesen Zweck geeignet. Die neu gebaute Tür zu dem Keller bekam einen Einflugschlitz, der nicht zu groß sein sollte, damit Zugluft im Innern vermieden wird.

Fledermäuse sind in der heimischen Region durchaus noch zahlreich vertreten, aber die Überlebenschancen werden für diese Tiere immer weniger. Gut gedämmte Häuser und nicht zuletzt die Rotoren der Windkraftanlagen setzen den Tieren zu, so dass es erfreulich ist, wenn für ihren Schutz in kleinen Projekten gesorgt wird.

 

 Gabriele R. Winter 03.09.2014


Weiteres Fledermausquartier in Queckborn fertig gestellt

In Zusammenarbeit mit dem Möbelschreiner Jörg Müller-Eckhardt Grünberg konnte ein zweites Fledermausquartier in Queckborn realisiert werden.Mitfinanziert wurde das Projekt auch von dem Jagdverein Hubertus Gießen und Umgebung e.V.

Ein alter Vorratskeller bildet dabei die Basis. Die Tür stammt von einem ausrangierten Scheunentor und wurde von Müller-Eckhardt fachmännisch eingepasst. Hier gehen somit Artenschutz und Nachhaltigkeit Hand in Hand.






Und noch etwas fällt an dem Tor auf. Die Türangeln wurden seitenverkehrt angebracht, so dass das Tor nicht den Angeln gehoben werden kann. Eine pfiffige Idee gegen Vandalismus und Zerstörung.


Gabriele R. Winter, 30.09.2014


Fledermausschutz im Jahr 2012


Ausbau eines alten Wasserhochbehälters zum Winterquartier für Fledermäuse

Winterquartier für Fledermäuse
alter Hochbehälter in Saasen

„Der Vogelsberg ist im fledermauskundlichen Sinne ein Niemandsland.“, hieß es in einer Veröffentlichung der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz des NABU Hessen 2006.

Und so ist es nicht von ungefähr, dass „die Vereinten Nationen für 2011 das Jahr der Fledermaus ausgerufen haben. Die fliegenden Säugetiere seien ein wichtiger Bestandteil der Ökosysteme in aller Welt, teilte das UN-Umweltprogramm UNEP am Mittwoch in New York mit. "Im Gegensatz zu Tigern und Elefanten bekommen Fledermäuse nur wenig positive Aufmerksamkeit", erklärte Andreas Streit vom Eurobats-Sekretariat (Abkommen zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulationen) der UNEP. Dabei seien sie "faszinierende Säugetiere", die eine "unverzichtbare Rolle beim Erhalt unserer Umwelt spielen". Von den 1100 Fledermausarten ist die Hälfte bedroht, unter anderem wegen der Abholzung von Wäldern.“ (stern.de 23.10.2010)

 

Doch seit 2006 hat sich manches auch bereits getan, die Prämierung der fledermausfreundlichen Häuser stieg an und nicht zuletzt machten sich die Mitglieder des Naturschutzausschusses im Jagdverein Hubertus Gießen und Umgebung e.V., der Hegegemeinschaft Grünberg, der Naturlandstiftung im Landkreis Gießen e.V. und des Obst- und Gartenbauvereins Saasen e.V. daran, einen stillgelegter Wasserhochbehälter in der Saasener Gemarkung „Wingertsberg“ zu einem Winterquartier für Fledermäuse umzuwandeln.

 

Vorausgegangen war eine Ortsbesichtigung mit Petra Gatz, zuständig für Fledermausschutz im NABU Hessen. Der ehemalige Wasserspeicher eignet sich hervorragend als Fledermausquartier, zeichnet er sich doch durch ein weitgehend gleiches Mikroklima aus: kühle Temperatur, hohe Luftfeuchtigkeit, kaum Lichteinfall und absolute Ruhe. Bevor die Bauarbeiten beginnen konnten, wurden im Auftrag der Landschaftspflegevereinigung Gießen Stockausschläge vor allem von Robinien entfernt, um den Fledermäusen einen freien Flug zum Hochbehälter zu gewährleisten. Sodann versah man die Innenwände der Kammern mit Rauspuntbrettern. Der Eingangsbereich erhielt eine Gaube mit Einflugschlitz.

Der Hochbehälter befindet sich in einem FFH Gebiet (Flora, Fauna, Habitat Gebiet), das heißt, in diesen Gebieten werden nach Maßgabe einer EU Richtlinie seit dem Jahr 2000 gefährdete wildlebende Pflanzen und Tiere erfasst, mit dem Ziel, ein Netz von Schutzgebieten zu schaffen und dabei länderübergreifend zum Erhalt der biologischen Vielfalt zu arbeiten. Bis 2010 wurden 18% der gesamten EU Fläche bereits kartiert.

 

Die Maßnahmen an dem Hochbehälter in Saasen wurden von der Stiftung der Sparkasse Grünberg mit 2000 Euro gefördert, den Restbetrag von 500 Euro tragen die Hegegemeinschaft Grünberg und der Jagdverein Hubertus zu gleichen Teilen. Bis zur Vollendung der Maßnahme haben Günter Glatthaar, Rudolf Lerch, Fritz Ungethüm, Ottmar Keller, Ottfried Weber, Norbert Musch, Kurt Lumbe, Gabriele Winter und Karl Höhl 102 Arbeitsstunden absolviert.

 

Sparkassen-Vorstand Ulrich Zinn hob die Wichtigkeit derartiger Maßnahmen hervor und betonte, dass die Stiftungsverantwortlichen für die Verwirklichung von der Natur dienenden Maßnahmen immer ein offenes Ohr hätten.

Der Schutz der heimischen Fledermäuse sei eine wichtige Naturschutzaufgabe. Viele Jäger und Naturliebhaber hätten in der Vergangenheit von den Initiatoren Fledermauskästen erworben, um an geeigneten Stellen das Quartierangebot zu erhöhen. Der ausgediente Hochbehälter in Saasen sei ein weiterer Schritt in Sachen Fledermausschutz und wieder ein Beitrag, um das Urteil des NABU von 2006, der Vogelsberg sei ein Niemandsland im fledermauskundlichen Sinne, zu verbessern , meinte der Vorsitzender der Hegegemeinschaft Grünberg und des Naturschutzausschusses des Jagdvereins Hubertus Gießen e.V. Ottfried Weber abschließend.

 

Gabriele R. Winter 2012

 

Fledermausquartier
Hilfe zum Festkrallen

Angeschraubte Holzbohlen erleichtern den Tieren das Festkrallen.


Trotz klammer Haushaltskassen Naturschutzprojekte Wirklichkeit werden lassen

Alter Vorratskeller in Grünberg zum Fledermausquartier ausgebaut

 „Der Keller ist ja geradezu ideal für ein Fledermaus - Winterquartier geeignet,“ stellte Petra Gatz, Fledermausexpertin vom NaBu Hessen erfreut fest.

Ottfried Weber, Vorsitzender des Naturschutzausschusses des Jagdvereins Hubertus Gießen und Umgebung e.V., hatte den alten Vorratskeller an der Stadtmühle im Brunnental Grünberg schon länger im Auge.

Nachdem im letzten Jahr in Saasen das erste Winterquartier für Fledermäuse in einem alten Hochbehälter geschaffen werden konnte, ging er immer wieder auf die Pirsch, um neue Quartiere zu entdecken.

 

Doch um das Projekt umsetzen zu können, musste zunächst die Stadt Grünberg ihr Einverständnis geben, dass der Keller, der zwischenzeitlich auch der Chorgruppe „Diebsturmspatzen“ als Übungsraum diente, eine neue Bestimmung bekommen konnte.

Nach dem fachmännischen Urteil von Petra Gatz konnte das Projekt starten. Fledermäuse brauchen im Winter einen Ort mit gleichbleibender Temperatur. Messungen ergaben, dass in dem Keller konstant 8 Grad Celsius herrschen. Der geringe Lichteinfall und die hohe Luftfeuchtigkeit ohne Zugluft sind ebenfalls wichtig, wenn das Quartier von den Tieren angenommen werden soll.

 

Durch die Wassernähe im Brunnental ist anzunehmen, so Petra Gatz, dass besonders die Teich- und Wasserfledermäuse das Quartier annehmen werden. Damit sich die Tiere an den Wänden festkrallen können, wurden Hohlblocksteine angebracht. Die alte Tür am Eingang wurde durch eine neue ersetzt und mit einem Einflugschlitz versehen. Durch das ehrenamtliche Engagement und handwerkliche Geschick von Fritz Ungetüm und Kurt Lumbe von der Hegegemeinschaft Grünberg, konnte das Projekt kostengünstig umgesetzt werden. Das Material für das Projekt finanzierte der Jagdverein Hubertus Gießen.

Jörg Feierfeil, Wassermeister der Stadt Grünberg, hat zudem zugesichert, dass die vier vom Jagdverein Hubertus Gießen gespendeten Fledermauskästen, die als Sommerquartiere genutzt werden können, am Wasserwerk aufgehängt werden.

 

Dass es Fledermäuse immer schwerer haben, ihren Lebensraum zu sichern, hängt nicht nur mit gedämmten dichten Hausfassaden zusammen. Auch steigt mit der Anzahl der Windkraftanlagen in Waldnähe die Gefahr, dass die Tiere durch die Rotoren in einen Luftunterdruck geraten, der ihre Lungen platzen lässt. „Es wäre schön, wenn von der Energiewende nicht nur Menschen einen Nutzen haben, sondern auch ein Leben im Einklang mit der Natur möglich wird“, so Weber.

 

Gabriele R. Winter 2012

 

Fledermaus Sommerquartier
Sommerquartiere im Brunnental

Diese Holzkästen sind für Fledermäuse als Quartier im Sommer geeignet. Sie sollten in Gruppen aufgehängt werden.

 Da sich im Brunnental in Grünberg auch Wasserfledermäuse befinden, wurden sie am Schuppen das alten Wasserhauses angebracht.